Oliver KönigBlogAbsolventen unter Druck

Absolventen unter Druck

Mit Gelassenheit und Gleichgesinnten den Berufseinstieg meistern

Der Berufseinstieg nach einem Bachelor- oder Masterstudium ist nicht „ohne“. Besonders Studierende, die gerne in den Beratungsbereich gehen möchten, stellt dieser Übergang vor einige Hürden. Die üblichen Themen können in jedem Karriereratgeber nachgelesen werden: Eigene Kompetenzen bilanzieren, Stellenprofile analysieren, Zielstellen identifizieren, Bewerbungen schreiben, optimieren, losschicken und die Vorbereitung auf das Bewerbungsgespräch. Bereits in diesem Stadium können erste Zweifel auftreten, wenn die Liste der Anforderungen im Stellenprofil gelesen wird und Arbeitgeber, sich der darin enthaltenen Widersprüchlichkeit zumeist nicht bewusst, nach „Absolventen mit Berufserfahrung“ suchen. Wenn dann eine Organisation zusagt, ist die Freude meist sehr groß und mit ihr steigen die Erwartungen, sich jetzt endlich zu beweisen und die ganz großen Räder zu drehen. Doch nicht immer bedeutet der Einstieg das Signal zum Durchstarten. Die Phase des Berufseinstiegs, in dem die mehr oder weniger eifrig geschmiedeten Pläne im geschützten Elfenbeinturm mit der Realität im Berufsalltag konfrontiert werden, bedeutet für viele eher Desillusionierung, Unsicherheit und Unzufriedenheit.

Das liegt vor allem daran, dass die Berufseinsteiger gehörig unter Druck stehen. Dem Druck des eigenen Umfelds und dem Druck der eigenen Erwartungen. Im Umfeld werden langsam die Stimmen lauter, die nach den Jahren der (Aus-)Bildung nun endlich auch finanzielle Erträge und produktive Arbeit sehen möchten. Und die Absolventen selbst gehen mit der im Studium geschürten Erwartung an den Start, direkt zu Beginn der Berufstätigkeit umfassend kompetent und erfolgreich zu sein, oder sein zu müssen. Dabei sind Frustrationen vorprogrammiert, denn es wird vergessen, dass Persönlichkeit und Professionalität in dieser heißen Phase eine enorme Entwicklung durchmachen. Angesichts des hohen Erwartungsdrucks entsteht dann oftmals die Sorge, vom Weg abzukommen oder die Karriere gleich zu Beginn zu vermasseln. Als Katalysator wirkt dabei eine Leistungs- und Konkurrenz-Kultur der Organisationen, die Berufseinsteiger voll zu spüren bekommen. Bernd Schmid hat Auswirkungen und Auswege dieser Kultur in einem kleinen Beitrag (PDF-Download) beschrieben.

Barbara Illmayr beschreibt diese Phase rückblickend in ihrem eigenen Erleben:

„Hoch motiviert und frisch von der Uni kommend, startete ich in meinen ersten Job nach Abschluss des Masterstudiums. Was folgte war eine Zeit der Rollenkonfusion  und der Überforderung aufgrund von hausgemachten Druck und Idealismus. Trotz zahlreicher Praktika und Nebentätigkeiten im Studium erlebte ich einen kleinen „Praxisschock“. Dass Theorie und Praxis oftmals weit auseinander liegen, habe ich in meinen ersten Monaten im neuen Beruf spüren dürfen und mir wurde zunehmend bewusst, dass die betriebliche Komplexität ein weitreichendes,  Aufgaben- und Themenfelder übergreifendes Denken und Handeln erfordert. Im beruflichen Alltag zu erleben, dass der eigene Fachbereich zwar wichtig ist, jedoch nicht für sich steht und in ein System integriert ist, welches hoch komplex ist, ist eine wichtige Erkenntnis aus dieser Zeit. Hier kann man sich schon mal verloren fühlen und der Schritt von einem fachbezogenen hin zu einem interdisziplinären Verständnis und Wirken erfordert von einem Jobneuling Kraft zum Um- und Neudenken.  Die eigene Weiterentwicklung konnte ich bei mir persönlich in der Zeit stark wahrnehmen und täglich habe ich fachlich wie persönlich viel dazu gelernt. Dennoch blieb die Euphorie zunächst aus, da ich das Gefühl hatte, dass bei einem Berufseinsteiger ab Tag 1 volle Professionalität und fachliche Expertise auf höchstem Niveau als selbstverständlich gilt. An dieser Stelle keine Frustration aufzubauen, sondern eigene Erfolge für sich selber als positiv zu bewerten, sowie motiviert und engagiert weiter zu streben, stellte die größte Entwicklungsaufgabe für mich dar. Hier war es für mich hilfreich, mir selber den Raum für Reflexion zu geben, um in einem inneren Abgleich meine neue berufliche Rolle in einer Organisation, von der viel gefordert und erwartet wird, mit der Rolle der Privatperson, welche weiter lernt und täglich an Wissen und Professionalität dazu gewinnt, in ein für mich stimmiges Bild zu bekommen.“

Wie gelingt der Einstieg?

Eine enorme Erleichterung liegt in der Erlaubnis, sich selbst die Freiheit zu geben, den Berufseinstieg als Erkundungs- und Wachstumsprozess zu erfahren und sich Zeit zu lassen, das Umfeld zu finden, in dem man sich entfalten und wirksam werden kann. Dabei sind hilfreich: Selbstklärung, Austausch mit Gleichgesinnten, spannende Betätigungsfelder ausprobieren, eigene Talente entdecken und Netzwerke aktivieren. So findet ein Abgleich zwischen eigenen Interessen und passenden Tätigkeiten statt. Das entlastet und sorgt für innere Ruhe und Klarheit. Gary Vaynerchuk, mit Videos über Wein-Tastings bekannt geworden und mittlerweile als Unternehmer, Speaker, Internet-Autor und Berater international berühmt, bringt in seinen Videos immer wieder zum Ausdruck, wie wichtig es ist, zu Beginn der beruflichen Karriere geduldig und experimentierfreudig zu sein.

„Your not lost in life, you’re just early in a process“

Gerade in der Einstiegsphase in den Beruf sind berufliche Peergroups eine wichtige Unterstützung und Begleitung. Diesen Rahmen bieten vor allem spezielle Ausbildungen für Berufseinsteiger, weil hier die eigenen Fragen und Unsicherheiten in verständnisvollem Umfeld thematisiert werden können und das professionelle Selbstverständnis durch hilfreiche Konzepte, Übungen und Dialog geformt wird. In Kooperation mit der Marc Minor Group führt Oliver König die Ausbildung „Systemische Beratung für Junior Professionals“ (JP) durch.

Barbara Illmayr beschreibt ihre Erfahrungen in der Ausbildung:

„Zeitgleich zum Berufseinstieg habe ich meine Weiterbildung im Bereich der systemischen Beratung im Rahmen des Junior Professionals gestartet. In diesem geschützten Lern- und Entwicklungsraum bieten sich mir hervorragende Rahmenbedingungen alltägliche (und berufliche) Themen zu reflektieren und gezielt an Beratungsanliegen zu arbeiten. Der Fokus der Ausbildung liegt neben dem Aneignen fachlicher Inhalte auf der Persönlichkeitsausbildung.

Aktuell stehe ich bei der Halbzeit meines Junior Professionals Programm und schaue bereits jetzt glücklich und auch stolz auf bisherige persönliche Erfolge, die sich im Zuge meiner Teilnahme an dem Curriculum nennen lassen: Der Ausbau einer individuellen (Beratungs-) Haltung, das Entdecken und Festigen von vorhandenen Talenten und Passionen sowie die Möglichkeit, sich ein eigenes fachliches Netzwerk aufzubauen, in welchem man in den aktiven Austausch gehen kann. In Folge dessen entwickelt sich in mir ein immer klareres Bild von meinem eigenen (beruflichen) Profil, den Schwerpunkten, die ich verfolgen und dem Umfeld, in welchem ich wirken möchte. Das JP hilft mir dabei, eigene Stärken zu stärken und meine Begrenzungen aktiv dahin gehend weiterzuentwickeln, dass ich ihrer bewusst werde und Strategien entwickle, bestmöglich mit vorhandenen verbesserungswürdigen Punkten umzugehen. Besonders durch das aktive Schlüpfen in die Rolle einer Beraterin im Rahmen von Beratungsübungen, lerne ich den professionellen Umgang mit den Klienten, das gezielte Steuern eines Gespräches, den Einbezug der unterschiedlichen Lebenswelten, die in einer Interaktion aufeinander treffen, und das Führen einer Situation durch u.a. den Einsatz treffender Fragen.

Diese Fähigkeiten haben mir in meiner beruflichen Praxis bereits oft geholfen, Situationen zielführend zu gestalten und meine Rollenklarheit  zu unterstützen. Dadurch, dass die Module in einem 2-monatigen Turnus stattfinden, habe ich als Teilnehmerin genug Gelegenheit, in Reflexion zu gehen und thematisierte Inhalte gezielt in meinem beruflichen Umfeld zu trainieren und zu festigen. Damit einher geht für mich eine wachsende (Rollen-)Klarheit und auch innere Ruhe und Kraft, die ich gezielt in meiner Berufseinstiegsphase nutzen konnte. Das Junior Professionals bietet für mich einen optimalen Rahmen, um diesen Einstieg in die Arbeitswelt zu begleiten.“

Am 26.10.2018 starten wir einen neuen Durchgang des Junior Professionals in Heroldsberg bei Nürnberg. 

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