Oliver KönigBlogDas Jahr im Rückspiegel

Das Jahr im Rückspiegel

Eigentlich ist so ein Ende des Jahres und der Neuanfang mit einer neuen Nummer doch von Menschenhand erfunden. Die Zeit an sich kennt solche Übergänge ja gar nicht. Sie vergeht einfach und ist immer da.

Gleichzeitig helfen Rituale uns Menschen. Sie geben Orientierung und lassen uns nicht einfach mit einem jahrzehntelangen Menschenleben alleine. Wie sollten wir uns orientieren – irgendwo zwischen 0 Jahren und 80 Jahren (durchschnittliche Lebenserwartung in Deutschland)?

Wie gut, dass wir uns innerhalb von 365 Tagen orientieren können. So ist der Jahresübergang auch ein schöner Anlass, um zurückzublicken.

Wie kann so ein Rückblick aussehen?

Dankbarkeit in 100 Worten

Aus der Positiven Psychologie ist bekannt, dass gerade Dankbarkeit negative Emotionen wie Angst, Wut und Neid reduziert und den Blickwinkel auf die positiven und schönen Dinge im Leben verändert (Spiegel Online Artikel).

Das Vorgehen ist simpel, aber wirksam:

  • Nehmen Sie sich ihren Kalender und gehen Sie alle Tage durch.
  • Schreiben Sie beim Review-passieren-lassen Alles mit, für das sie in diesem Jahr dankbar sind.
  • Schreiben Sie, bis Sie 100 positive Stichworte auf ihrem Zettel haben.

100 klingt erstmal viel, aber beim Durchgehen werden Sie merken, dass oft die kleinen Dinge, die zufälligen Momente oder eine Nebenbemerkung in einem Gespräch Dankbarkeit auslösen. Falls es ihnen nicht so leicht fällt, 100 Stichworte zu finden, bleiben Sie dran. Oft merke ich nach dem Blick in den Kalender, dass ich 70 Stichworte habe – beim weiteren Sinnieren fallen mir dann plötzlich Situationen ein, die ich so nicht im Kalender stehen hatte. Aber mein Denken ist schon vorgebahnt, durch den positiven Blick in den Kalender.

Ein Effekt der 100 Stichworte ist bei mir, dass ich mich bei den Menschen bewusst bedanke, die in meiner Liste vorkommen. Ich erzähle ihnen von meinem Rückblick und sage, wofür ich genau ihnen dankbar bin. Auch ein Brief kann so einen Effekt haben (Dankbarkeitsbrief)

Bilanz ziehen

Um sich strukturiert Gedanken zu machen, hilft das Drei-Welten-Modell von Bernd Schmid (Artikel). Es unterteilt unsere Rollen, die wir täglich einnehmen, in drei Welten:

Drei-Welten-Modell (in Anlehnung an Bernd Schmid)

Je nachdem aus welcher Rolle man auf das Jahr schaut, kann man zu einer anderen Bilanz kommen.

Folgende Fragen können für den Rückblick helfen:

  • Welche Ereignisse, Menschen, Situationen, Projekte haben mein Jahr in den jeweiligen Welten und Rollen geprägt?
  • Wie ging es mir dabei?
  • Was habe ich erreicht?
  • Worauf bin ich stolz?
  • Was macht mich dankbar?
  • Was ist nicht fertig geworden?
  • Was habe ich verpasst/ist liegen geblieben?
  • Was soll so bleiben?
  • Was möchte verändern? Wie?

Nehmen Sie sich für diese Reflexion 30-60 Minuten Zeit. Ein Blick in den Kalender kann helfen, um Details zu sehen. Aus den 100 Worte können Sie Stichworte übertragen. Sie können auch das Bild mit den drei Kreisen ausdrucken und Moderationskarten dazulegen. Oder eine Mind-Map malen. Suchen Sie sich ihre passende Form aus.

Diese Reflexion kann mit einem Partner passieren oder alleine. Zu zweit könnte jeder dem anderen den eigenen Rückblick vorstellen und die Dinge würdigen, die neu oder bemerkenswert waren.

Vielleicht ist aus der Reflexion schon der ein oder andere Impuls für das neue Jahr entstanden. Halten Sie ihre Gedanken fest und lassen Sie sie über die Weihnachtsfeiertage und zwischen den Jahren wirken. Vertrauen Sie auf ihren Geist – er arbeitet in der Zwischenzeit weiter – Sie brauchen nichts tun und können die Feiertage genießen. Sollte ihnen ein weiteres Details für das neue Jahr einfallen, schreiben Sie es mit dazu und halten es fest. So können Sie dann wieder bei Familien und Freunden präsent sein.

Mein Jahresrückblick

Ich persönlich schaue auf ein ungewöhnliches Jahr zurück – im Rückblick kann ich es in zwei Jahreshälften teilen.

Das erste halbe Jahr war geprägt von vielen beruflich großen Projekten. Die Homepage ging online, ein großes Strategieprojekt nahm viel Zeit in Anspruch und insgesamt war ich viel unterwegs. Meine Arbeit war geprägt von der Zusammenarbeit mit vielen Kooperationspartnern und Barbara kam im Team neu mit hinzu. In meiner Professionsrolle konnte ich zum Pionierlabor des isb und zum Fortbestehen der Peergroup in Bamberg beitragen.

Das zweite Halbjahr startete mit einem Kontemplations-Einführungskurs am Benediktus-Hof. Dieser Kurs änderte vieles grundlegend. Seitdem meditiere ich täglich und kann meine eigenen Muster, mein Handeln und meine Emotionen klarer sehen und spüren. Glück und Lebensfreude sind seitdem viel deutlicher für mich präsent. Was aber die größte Veränderung ausgelöst hat, ist meine Aufmerksamkeit bei Einladungen. Damit meine ich nicht offizielle Einladungen, sondern Angebote zur Begegnung und Kooperation. Durch das Meditieren hat sich bei mir eine Impuls-Distanz ergeben. So kann ich bei mir bleiben und im Moment einer Einladung prüfen, welche Auswirkungen die Einladung auf mich und mein Umfeld hat. Ich stelle mir dann oft die Frage: „Schmeckt mir das?“ Mir steht es dann frei die Einladung anzunehmen oder ablehnen. So eine Freiheit habe ich mein ganzes Leben lang noch nicht erlebt. Statt mir vor dem Ende des einen Projekts schon wieder das nächste draufzulegen, bin ich im Umgang mit Projekt bewusster geworden. So merke ich, das es für mich wesentlich ist an längeren Prozessen und Entwicklungen wirksam zu sein. Das macht mir Sinn, schafft schönere Begegnungen und ein tieferes Verständnis füreinander – mit nachhaltigerer Wirkung.

Natürlich schaue ich auch auf einen wunderschönen Familienurlaub auf Borkum und im Wendland zurück. Highlight im Projektgeschäft war für mich der Start eines Organisationsentwicklungs-Curriculums. Ich bin dankbar für die vielen inspirierenden und bereichernden Begegnungen. Und gleichzeitig war dieses Jahr für mich durch die Meditationserfahrung lebensverändernd.

Auf das neue Jahr schaue ich voller Pläne mit offenen Enden. Einige Aufträge sind schon geplant. Das Weiterbildungsprogramm läuft an. Ein Herzensprojekt – der Start eines Podcasts – ist gerade in Vorbereitung. Und mein Jahresmotto für nächstes Jahr lautet: Jetzt beginnt das Spielen!

Wie wunderbar!

Alles Lesern dieses Blogs wünsche ich besinnliche Weihnachten, Zeit für Muße, schöne Begegnungen und einen guten Start ins neue Jahr!

Für alle, die ein paar Achtsamkeits-Impulse zwischen den Jahren bekommen möchten, hat Silas 5 Blogeinträge geschrieben, die automatisch zwischen dem 26.12.2018 und dem 03.01.2019 freigeschaltet werden. Schaut gerne rein!

Ihre Meinung? Hinterlassen Sie eine Sprachnachricht oder schreiben Sie einen Kommentar.

Bisher 2 Kommentare:

  1. Dr. Anne Wagenpfeil

    Vielen Dank, Herr König, für diese Roadmap für die persönliche Jahresbilanz – und Ihre offene, individuelle Sicht auf 2018. Ich habe in diesem Jahr gelernt, dass auch, wenn das Berufsleben auf FULLSTOP steht, ganz schön viel passieren kann: Familienzuwachs, Doktortitel bekommen, Hochzeit. Und dass das eine wunderbare Seite des Lebens ist, die unendlich wichtig ist und heutzutage leider oft viel zu kurz kommt! Mehr Mut zum privaten Glück, sage ich da nur.

    • Oliver König

      Hallo Frau Dr. Wagenpfeil,

      danke für die Einblicke in Ihr Jahr! Herzlichen Glückwunsch zu so schönen Ereignissen!

      Ihre Erkenntnis teile ich. Nur ich selbst bin Glückes Schmied für mein Privatleben. Und gleichzeitig mache ich mich immer irgendwie „schuldig“, wenn andere Bereiche leiden oder unterversorgt werden. Mein Fokus lag viel zu lange nur auf beruflichen Themen, bis ich erkannt habe, dass ich selbst durch unbewusste Muster meine Privatwelt vernachlässigt habe.

      Einen guten Start ins neue Jahr wünsche ich Ihnen!

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veröffentlicht am 21. Dezember 2018 von

Oliver König

Oliver König

Organisationsentwickler und Coach

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